Woblitz See

Höhe Voßwinkel - Blick Richtung Wesenberg

Voßwinkel

Blick auf die Einfahrt Flößerkanal ...

Voßwinkel

Useriner See

Userin - Breesenwiesen

Ausblick in Richtung Groß Quassow ...

Unser Babywald / Streuobstwiese ...

... geschafft: die Bäume sind gepflanzt !

Unser Babywald / Streuobstwiese ...

... die Zuwegung zum alten Park wird geschaffen !

Sonnenuntergang Useriner See

Nebelschwaden

Straße zwischen Userin und Useriner Mühle 

Groß Quassow

Einfahrt in die Havel von der Woblitz ...

Groß Quassow

Groß Quassow

Blick auf den Teerofen-Teil

Feuerwehr bei Nacht ...

... zum Sternmarsch 2017- 20 Jahre Jugendfeuerwehr Userin

Entstehung des Quassower Teerofen e. V.

Im Jahr 2004 wurde durch die späteren Vereinsmitglieder Dr. Arno Waterstraat und Günter Jeworutzki durch Probegrabungen der Standort des ehemaligen, vermutlich bis 1753 existierenden Teerofens entdeckt. Anschließend konnten die Fundamentreste des Teerofens freigelegt werden. 

Abbildung 1: Teerofengrundplatte Groß Quassow im Sommer 2004 (Foto Waterstraat)
Abbildung 1: Teerofengrundplatte Groß Quassow im Sommer 2004 (Foto Waterstraat)

Die Wiederentdeckung des für die Ortslage namensgebenden Teerofens führte dazu, dass sich mehrere Bürger aus Groß Quassow verstärkt mit der Geschichte und der Kultur Groß Quassows beschäftigten. Dies mündete u. a. in die Aktivitäten der Bürgerinitiative gegen den Funkmast in der Ortslage Teerofen und den Wunsch, sich künftig mehr in die Entwicklung des Ortes einzubringen. Zunächst sollten sich die Aktivitäten auf den Teerofen konzentrieren und hierzu ein Verein gegründet werden. 

Der Verein Quassower Teerofen e. V. wurde am 05.10.2004 gegründet. In den letzten Jahren wies der Verein immer zwischen 10 und 20 Mitglieder auf. Seine Hauptziele sind die  Förderung des Denkmalschutzes und volkskundlichem Brauchtums. Dies soll insbesondere durch den Aufbau einer Ausstellung am Teerofen, aber auch durch Veranstaltungen zur Heimatpflege und zur Förderung des Brauchtums geschehen. 

Aktivitäten

Da die Reste des freigelegten Teerofens durch die Witterung vermutlich zerstört würden, wurde mit der Denkmalschutzbehörde beschlossen, den Teerofen zu kartieren und anschließend wieder zu versiegeln. In den Jahren 2005 und 2006 wurde durch die Vereinsmitglieder ein 1:1 Modell neben dem Teerofen errichtet, der den aktuellen Zustand des Originals beschreibt.

Abbildung 2: Arbeiten am Modell des Teerofens durch die Vereinsmitglieder Axel Malonek und Dietmar Beyer (Foto: Waterstraat)
Abbildung 2: Arbeiten am Modell des Teerofens durch die Vereinsmitglieder Axel Malonek und Dietmar Beyer (Foto: Waterstraat)

In den Folgejahren wurde der Standort durch den Bau einer Treppe, eines Ausstellungspavillons und eines Rastplatzes weiterentwickelt. Regelmäßig besuchen Urlauber, Einwohner der umgebenen Gemeinden, Touristen und andere Interessierte dasTeerofengelände und informieren sich über die Ausstellung. Dabei wurden durch unsere Vereinsmitglieder regelmäßig Führungen auf dem Teerofengelände durchgeführt. 

Aktuell werden das Gelände des Teerofens und die Ausstellung durch die Vereinsmitglieder gepflegt und immer wieder instand gesetzt.

Abbildung 3: Bau der Treppe (Foto Waterstraat)
Abbildung 3: Bau der Treppe (Foto Waterstraat)

In jedem Jahr werden durch die Vereinsmitglieder das Weihnachtsbaumverbrennen und das Osterfeuer zur Vertreibung des Winters organisiert. Dies findet immer auf dem Gelände desTeerofens statt. Außerdem hat sich der Verein aktiv an der Vorbereitung und Durchführung der 666-Jahrfeier der Dörfer Userin und Groß Quassow im Jahr 2012 beteiligt. In Vorbereitung der Festwoche vom 07. - 15.7. wurde ein Festwagen geschmückt und Kostüme für die Mitglieder bereitgestellt. Anschließend nahm der Teerofenverein am Festumzug durch die Gemeinde teil. Außerdem beteiligten wir uns an weiteren Veranstaltungen.

Mehrere Jahre wurde durch die Vereinsmitglieder auch ein Teerofenfest organisiert, in dessen Mittelpunkt immer eine Vorführung der Funktion eines Teerofens und eine Ausstellung historischer Geräte stand.

Regelmäßig werden durch die Vereinsmitglieder Exkursionen zu Relikten anderer Teeröfen im Landkreis unternommen. Höhepunkte waren Besuche am neuaufgebauten Teerofen von Sparow, wo die Funktion eines Teerofens aktuell verfolgt werden konnte.

Seit dem 1. Januar 2017 ist der Verein eine "Interessengemeinschaft Quassower Teerofen".

Im Folgenden finden Sie eine umfangreiche Dokumentation über die Teeröfen der Gemeinde, die von Dr. Arno Waterstraat angefertigt wurde:

1. Einleitung

Abbildung 1: Teerschweler am Teerofen Zwenzow im Jahr 1920 bei der Füllung des Teerofens (Foto  Henning Zwenzow)
Abbildung 1: Teerschweler am Teerofen Zwenzow im Jahr 1920 bei der Füllung des Teerofens (Foto Henning Zwenzow)

Der Name Teerofen in vielen Ortsbezeichnungen oder von Gebäuden in Einzellagen in unserer Region weist auf die ökonomische Bedeutung der Teersiederei insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert hin. In der Gegenwart sind in Mecklenburg-Strelitz nur wenige Reste von Teeröfen erhalten, einzig vom Thurower Teerofen ist der innere Mantel noch vollständig erhalten. Alle anderen Teeröfen zerfielen im Laufe der Jahrhunderte, die Steine wurden für diverse Baumaßnahmen geworben. Die letzten lange Zeit noch erhaltenen Teeröfen wie in Zwenzow und Godendorf wurden erst in den letzten 50 Jahren zerstört. Damit ging auch in Stück lokaler Identität verloren. Wer weiß, im Zeichen der modernen chemischen Industrie heute noch, welche Produkte aus einem Teerofen zu gewinnen waren, wie ein Teerofen aussah und funktionierte, warum gerade hier Teeröfen sich konzentrierten?

Auf dem Territorium der Dörfer Groß Quassow, Vosswinkel und Zwenzow gab es vom 18.-20. Jahrhundert mindestens 4 Teeröfen. In der näheren Umgebung gab es in Below (von 1795 bis 1895 nach Voss 2002), Prälank (mindestens seit 1785 nach Dräsicke in Voss 2002 und bis 1820 nach Karbe & Gotsmann 1953) und Schillersdorf (mindestens zwischen 1785 und 1799 nach Voss 2002) drei weitere bekannte Teeröfen. Die Erinnerung an sie zu bewahren und am Beispiel dieser Zeugen der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Region Anstoß zur Beschäftigung mit unserer Geschichte zu geben, ist Sinn dieser Zusammenstellung.

Gleichzeitig soll damit ein Anstoß zur Bewahrung der Reste unserer Teeröfen und anderer Baudenkmäler gegeben werden.

2. Grundlagen

 

Das Grundprinzip der Teerherstellung besteht in der Verschwelung (Pyrolyse) harzreichen Holzes. Der Teer ist daher als thermisches Zersetzungsprodukt des Holzes (aber auch von Torf und Kohle) zu betrachten und weist einen komplizierten chemischen Aufbau auf. Der Unterschied von Teer und Pech liegt vorrangig in der Konsistenz. Während Pech auch unter Umgebungstemperaturen fest bleibt, ist Teer flüssig bis dickflüssig. Weitere direkte Produkte eines Teerofens sind Holzessig und Terpentin. Pech mit Lauge verkocht ergibt Seife und aus Teer und Leinöl wurde Wagenschmiere hergestellt. Pech wurde in der Ledergerbung und -konservierung verwendet. Aus allen Produkten des Teerofens wurden früher weitere chemische Endprodukte wie leichtes Öl, Kresol, Aldehyd, Aceton etc. gewonnen (Heil 2002). Auch Holzkohle kann aus einem Terofen hergestellt werden, bei einer optimalen Teerverschwelung wird jedoch der Anteil Holzkohle gering gehalten. Von Fachleuten werden 4 Hauptphasen des Schwelprozesses unterschieden, die jedoch durch das Temperaturgefälle im Teerofen fließend in einander übergehen. Zunächst (bei 100-170°C) entweichen Wasser und Terpentin als Dampf-Kondensat. Danach (bei 170-200°C) beginnt die Holzzersetzung zu Kohlenoxyd, Holzessig, Wasser und Terpentin. Der dritte Schritt, die exotherme Phase bei (270-400°C), führt zur Zersetzung der Zellulose und des Lignins. Teer und diverse Holzgase werden abgesondert. Jetzt muss die Wärmezuführung reduziert werden. In der letzten Phase von 400-500°C wird durch die wieder aufgenommene Beheizung der restliche Teer entzogen und der Kohlenstoffgehalt der übriggebliebenen Holzkohle erhöht sich auf über 90% (aus Heil 2002). Dieser Prozeß dauerte ca. 6-7 Tage zuzüglich einer bis zu zwei Wochen dauernden Abkühlungsphase des Ofens.

Die Beziehung zwischen der Verteilung der Teeröfen und dem Vorkommen von Kiefernwäldern hat Scamoni (1955) belegt. In Buchenwaldgebieten fehlten Teeröfen weitgehend. Dies hängt mit dem hohen Harzgehalt der Kiefer zusammen, sowie dem Umstand, dass nur bei kurzen Transportwegen die Produktion ökonomisch war.

Der Beginn der Teerschwelerei in unserer Region ist jedoch nicht erst in der frühneuzeitlichen Geschichte sondern bereits viel früher anzusetzen (Voss 2002) Bereits aus der frühmittelalterlichen slawischen Besiedlungsperiode sind für das Territorium Mecklenburg Strelitz 7 Fundplätze der Teer- und Pechherstellung bekannt, unter anderem in unserer unmittelbaren Gegend in Groß Trebbow.

Wenn auch das Grundprinzip der Teergewinnung immer gleich ist, unterscheiden die sich in der Geschichte verwendeten Verfahren in Europa beträchtlich. Einen umfassenden Überblick darüber kann man auf dem Köhlerhof Wiethagen in der Rostocker Heide erhalten. Die Funktion eines Teerofens des19. Jahrhunderts ist am rekonstruierten Teerofen in Sparow bei Alt Schwerin erlebbar.

Der typische Teerofen des 19. Jahrhunderts war ein Doppel-Mantelofen aus Ziegeln, der einem Bienenkorb entfernt ähnelte. Im inneren Mantel wurde das Kienholz, zumeist Stubben, eingeschichtet. Dabei muss das Holz so geschichtet werden, dass der Teer zur Ofenmitte in einer Bodenwanne und dann über ein Rohr oder eine Rinne nach außen ablaufen kann. Nach vollständiger Füllung wird das Setzloch zugemauert und im Feuerraum beginnt das Beheizen.

 

 

Abbildung 2: räumlicher Schnitt durch einen Teerofen (Zeichnung aus VOSS 2000 nach KURZWEIL/TODTENHAUPT 1991)
Abbildung 2: räumlicher Schnitt durch einen Teerofen (Zeichnung aus VOSS 2000 nach KURZWEIL/TODTENHAUPT 1991)

 

Die Pachtregelungen wurden im 18. und 19. Jahrhundert durch die Forstämter im Auftrag der des Landesherren für die Domänen häufig neu geregelt. Zunächst betrugen in den 20 und 30er Jahren des 18. Jahrhunderts die Pachten drei Reichstaler, wurden ab 1753 jedoch erhöht und auf die Anzahl der Ofenbrände bezogen. In der Pacht war geregelt, dass kein frisches Holz, sondern nur Stubben, Wurzeln, Lagerholz mit Genehmigung des zuständigen Försters genutzt werden durfte (Voss 2002).Für 1866 wurden durch Oberförster Kämpffer im Auftrag des Großherzoglichen Kammer und Forst-Collegiums in Mecklenburg-Strelitz nur die Teeröfen Below, Düsterförde, Godendorf, und Wokuhl aufgeführt. In der Regel fanden 3 Schwelungen (2-4) pro Jahr statt Je Brand wurden 10-18 Tonnen Teergewonnen. Da die Größe der Tonnen nicht einheitlich war, ist die Menge Teer schlecht abschätzbar, für Wokuhl nimmt Voß (2002) 114,5 l pro Tonne und 1374 l pro Brand an.

Die Hälfte der Teergewinnung ging an die den Teerschweler unterstützenden und in der Regel auf dem Gehöft wohnenden Halbhauer.

Mit dem Übergang zunächst zur Kohlechemie und danach zur Petrolchemie sank nach und nach die Bedeutung der Teerschwelerei. Da aber im Gegensatz zu den fossilen Rohstoffen Kohle und Öl/Gas Holz ein ständig nachwachsender Rohstoff ist, wird man sich künftig im Zeichen der Ressourcenverknappung auch wieder der Holzpyrolyse erinnern.

 

 

3. Teerofen Groß Quassow

 

Lage

Im Ortsteil Teerofen, am an der Straße in Richtung Lindenberg-Neustrelitz sich östlich anschließenden Hang (ca. 250 m nördlich Kreuzung Vosswinkel-Wesenberg-Lindenberg)

Flurstück

Groß Quassow Flur 1 FlSt. 42/2 (Gemeinde Userin); angrenzend FlSt. 42/3 (Gemeinde Userin) und Groß Quassow Flur 3 FlSt. 71/3 (Klüwer/Waskowitsch Berlin Oranienburger Str. 266)

Entstehungs- und Nutzungsgeschichte

Der Teerofen existierte offensichtlich nur im 18. Jahrhundert. Nach Voss (2002) wurde der Teerofen lediglich bis 1753 betrieben. Auch in der Dorfchronik von Groß Quassow (Oestreich 1996) wird vermutlich nach (Krüger 1921) das Jahr 1753 als Schließungsjahr angegeben. Dieses Jahr fällt mit der Änderung der Pachtordnung für Teeröfen im Herzogtum zusammen. Durch die Umstellung der Pachten auf die Zahl der Ofenbrände konnte der Besitzer vermutlich nicht mehr die Pacht zahlen, so dass die Betreibung des Teerofens untersagt wurde. In der Karte von Schmettau (1780) ist der Teerofen angegeben. Auch im Verzeichnis der Teerschweler von 1785 durch den Forstingenieur und Landvermesser Dräsicke (Dräsicke 1785 LHAS 7969-7972 in Voss 2002) wird der Teerofen nicht erwähnt. Im Lageplan von 1784-86 (aus Krüger 1921) ging man schon vom "alten Theer Ofen" aus, was die obige These stützt. Dafür ist bereits der Beginn der weiteren Besiedlung mit ca. 7 Grundstücken erkennbar. Auch in den Ausgaben des "Herzoglich Mecklenburgischen Staatskalenders" der Jahre 1793-1799 ist der Teerofen nicht mehr erwähnt. Der ab 1795 in Below betriebene Teerofen soll nach Voss (2002) in Nachfolge des Quassower Teerofens stehen. Weitere Informationen zum Teerofen Quassow waren nicht verfügbar.

Die weitere Aufsiedlung mit Büdnereien erfolgte im 18. Jahrhunderts. Bereits im Messtischblatt von 1884, deutlicher noch in den Vermessungen von Reinhold (1890) ist die aktuelle Siedlungsstruktur zu erkennen. Sichtbar wird, dass in der Zwischenzeit zwischen beiden Vermessungen mehrere Büdnereien neu errichtet oder nach Brand in anderer Form wiederhergestellt wurden.

Historische Karten

Die ältesten bisher ausgewerteten Karten stammen von Wiebekind und Schmettau aus dem Zeitraum 1780-1790. Ältere noch nicht eingesehene Karten stammen von Tilman Stella (1570) und der Direktorialvermessung von 1756. Daneben liegen unterschiedliche Karten aus der Vermessung des Dorfes Groß Quassow von Reinhold im Jahr 1890 und den verschiedenen Messtischblattaufnahmen seit 1884 vor.

 

 

Karte 1:SCHMETTAU, F. W.C. VON (1780): Carte Chorographice et Militaire du Duché de Mecklenburg-Strelitz, 9 Sections. Berlin Nr. 1 Mecklenburgisches Landeshauptarchiv Schwerin, Kartenbestand
Karte 1:SCHMETTAU, F. W.C. VON (1780): Carte Chorographice et Militaire du Duché de Mecklenburg-Strelitz, 9 Sections. Berlin Nr. 1 Mecklenburgisches Landeshauptarchiv Schwerin, Kartenbestand
Karte 2: Ausschnitt  aus dem Lageplan von Groß Quassow (1784-86) (Quelle KRÜGER (1921): Kunst- und Geschichts-Denkmäer des Freistaates Mecklenburg-Strelitz Band 1; vermutlich nach WIEBEKIND)
Karte 2: Ausschnitt aus dem Lageplan von Groß Quassow (1784-86) (Quelle KRÜGER (1921): Kunst- und Geschichts-Denkmäer des Freistaates Mecklenburg-Strelitz Band 1; vermutlich nach WIEBEKIND)
Karte 3: Topographische Karte 1:25.000 (Messtischblatt)  Nr. 1231 (2644) Neustrelitz, Ausgabe 1884
Karte 3: Topographische Karte 1:25.000 (Messtischblatt) Nr. 1231 (2644) Neustrelitz, Ausgabe 1884
Karte 4: Plan von dem großherzoglichen Bauerndorfe Groß Quassow mit Theerofen vermessen im Herbst 1890 von G. REINHOLD. Katasteramt Mecklenburg-Strelitz Neustrelitz
Karte 4: Plan von dem großherzoglichen Bauerndorfe Groß Quassow mit Theerofen vermessen im Herbst 1890 von G. REINHOLD. Katasteramt Mecklenburg-Strelitz Neustrelitz
Karte 5: Vermessungshandriß zum Bauerndorfe Groß Qwassow Blatt 1d aufgenommen im Herbst 1890 von G. REINHOLD. Katasteramt Mecklenburg-Strelitz Neustrelitz
Karte 5: Vermessungshandriß zum Bauerndorfe Groß Qwassow Blatt 1d aufgenommen im Herbst 1890 von G. REINHOLD. Katasteramt Mecklenburg-Strelitz Neustrelitz
 

Aktueller Zustand

Vom Teerofen sind keine Reste mehr erhalten. Lediglich ein Schild verweist noch auf den ungefähren Standort. Auch eine Befragung der ansässigen älteren Bewohner erbrachte keine weitere Erkenntnisse.

 

 

Abbildung 3: Blick auf Groß Quassow Teerofen (Quelle Karbe-Wagner-Archiv, vermutlich Anfang der 1950er Jahre von W. GOTSMANN)
Abbildung 3: Blick auf Groß Quassow Teerofen (Quelle Karbe-Wagner-Archiv, vermutlich Anfang der 1950er Jahre von W. GOTSMANN)

4. Teerofen Zwenzow

 

Lage

Am nördlichen Dorfrand zwischen Weg und Ackerkante (zur Zeit Brache) von Zwenzow gelegen. Erreichbar sowohl vom Parkplatz am Ortsausgang Richtung Roggentin, vom in der Ortsmitte von der Ortsstraße Richtung Wesenberg abzweigenden Weg als auch vom Wegzugang in Höhe Friedhof.

Flurstück

Userin Flur 10 FlSt. 67 (Landkreis MST), links angrenzend FlSt. 66(Kuschow), rechts angrenzend FlSt. 68-1 (Landt, K.D ) und FlSt. 68/2 (Landt, Lutz); FLSt. 67 ist ca. 17 m breit und 50 m lang;

Entstehungs- und Nutzungsgeschichte

Nach Auswertung des "Herzoglich Mecklenburgischen Staatskalenders" der Jahre 1793-1799 kam Voss (2002) zu dem Ergebnis, dass bereits damals der Teerofen von einer Familie Tüsel betrieben wurde. Die Lage des Teerofens wurde mit in den "Schwänzer Tannen" angegeben, der Ort Zwenzow existierte noch nicht. Der Teerofen war zu dieser Zeit der einzig noch existierende auf dem heutigen Gemeindegebiet. Die nächsten benachbarten betriebenen Teeröfen waren bei Schillerstorf, Prälank und Below. Bereits 1785 wurden durch den Forstingeneur und Landvermesser Dräsicke (Dräsicke 1785 LHAS 7969-7972 in Voss 2002) Angaben zur Bewirtschaftung des Teerofens durch die Familie Thüsel in den Schwentzer Tannen gemacht. Danach betrug der Rauminhalt des Teerofens 895 CubicFuß, das entspricht ca. 22m³ Inhalt. Damit gehörte der Zwenzower Teeröfen zu den kleineren in Mecklenburg -Strelitz, der größte befand sich in Godendorf mt ca. 43m³ Rauminhalt.

Mehrere Quellen vermuten eine Abstammung der Teerschwelerfamilie Düsel vom Pfarrer Thyselius, der sich im 16. Jahrhundert in Kratzeburg niederließ und mit den schwedischen Truppen während des 30jährigen Krieges in das Land kam (Landeszeitung 28.6.1936; Karbe & Gotsmann 1957)

Da in den Unterlagen des Jahres 1866 von Oberförster Kämpffer der Teerofen nicht erwähnt wurde, scheint er zeitweise stillgelegt gewesen zu sein. Danach aber, bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder in Betrieb gewesen sein.

Historische Karten

In der Schmettauschen Karte von 1780 existiert bereits der Teerofen. Außerdem ist noch ein Holzwärter-Haus vermerkt.

 

 

Abbildung 4: SCHMETTAU, F. W.C. VON (1780): Carte Chorographice et Militaire du Duché de Mecklenburg-Strelitz, 9 Sections. Berlin Nr. 1 Mecklenburgisches Landeshauptarchiv Schwerin, Kartenbestand
Abbildung 4: SCHMETTAU, F. W.C. VON (1780): Carte Chorographice et Militaire du Duché de Mecklenburg-Strelitz, 9 Sections. Berlin Nr. 1 Mecklenburgisches Landeshauptarchiv Schwerin, Kartenbestand
 

Aktueller Zustand

Der gegenwärtige Anblick ist äußerst bedauernswert. Eingedenk der noch vollständigen Funktionsfähigkeit vor 50 Jahren ist die Beseitigung des Baudenkmals aus heutiger Sicht as ein nicht nachvollziehender Frevel anzusehen. Dennoch haben bisher einige Reste überdauert. Aus dem Vergleich mit den alten Fotos sind Reste der Stützwand aus dem Jahre 1920, wenn auch zwischenzeitlich betoniert, erkennbar. Auch die Grundfläche des Ofens ist noch vorhanden, vielleicht befinden sich darunter noch Reste des Fundaments erhalten. Auch die Lage der Rinne ist noch vorstellbar. Durch den öffentlichen Besitz (Landkreis) ist eine zweckentfernte Nutzung bisher verhindert worden.

 

 

Abbildung 5: Teerschweler Düsel am Teerofen Zwenzow im Jahr 1920 beim Abstich des Teerofens (Foto:  Henning - Zwenzow)
Abbildung 5: Teerschweler Düsel am Teerofen Zwenzow im Jahr 1920 beim Abstich des Teerofens (Foto: Henning - Zwenzow)

Abbildung 6-7: Teerofen Zwenzow (Quelle Karbe-Wagner-Arcvhiv, vermutlich Anfang der 1950er Jahre von W. GOTSMANN)
Abbildung 6-7: Teerofen Zwenzow (Quelle Karbe-Wagner-Arcvhiv, vermutlich Anfang der 1950er Jahre von W. GOTSMANN)

5. Teeröfen Voßwinkel

 

Lage

a) auf dem Vosswinkler Acker auf halber Strecke zwischen Schleuse Vosswinkel und Vosswinkel westlich des Weges; ungefähr gegenüber Abzweig nach Groß Trebbow

b) auf halbem Wege zwischen Vosswinkel und Groß Trebbow im Wald südlich des Floßgrabens in Nähe der ehemaligen Schleuse

Entstehungs- und Nutzungsgeschichte

Beide Teeröfen existierten vermutlich nur relativ kurze Zeit.

a) Der Teerofen zwischen Schleuse und Dorf Vosswinkel existierte offensichtlich nur im 18. Jahrhundert und wurde in der Inventur von Dräsicke (1785) nicht erwähnt. Die Existenz wird jedoch sowohl von Oestreich als auch Karbe & Gotsmann (1957) bestätigt. Letztere Autoren finden auf dem jetzigen Acker an Hand von größeren schwarzen vom Teer entstandenen Sandklumpen und größeren Scherben den Standort wieder.

b) Der zwischen Vosswinkel und Groß Trebbow gelegene Teerofen wurde offensichtlich erst durch Karbe & Gotsmann (1957) wiederentdeckt. Auf einem Hügel südlich des Flossgrabens gegenüber der damaligen Reiherkolonie (im Bereich des Schleusenumfluters) entdeckten sie Scherben der mit charakteristischen Linien (zum Schutz vor Zerspringen) versehen Teerpötte. Außerdem waren dunkle durch den Teer verklumpte Sandbereiche gefunden worden. Zum damaligen Zeitpunkt befand sich dort eine Waldlichtung.

 

 

historische Karten

 

Abbildung 8: SCHMETTAU, F. W.C. VON (1780): Carte Chorographice et Militaire du Duché de Mecklenburg-Strelitz, 9 Sections. Berlin Nr. 1 Mecklenburgisches Landeshauptarchiv Schwerin, Kartenbestand
Abbildung 8: SCHMETTAU, F. W.C. VON (1780): Carte Chorographice et Militaire du Duché de Mecklenburg-Strelitz, 9 Sections. Berlin Nr. 1 Mecklenburgisches Landeshauptarchiv Schwerin, Kartenbestand
 

Aktueller Zustand

a) Bei einer aktuellen Begegnung konnte an Hand der Erdverfärbungen der vermutliche Standort wiederentdeckt werden. Gegenwärtig befindet sich dort eine Ackerbrache. Durch den Autor konnten am 11.3.04 mehrere Tonscherben und ein Schlackerest gefunden werden.

b) Da inzwischen die Bewaldung fortgeschritten ist, kann der genaue Standort nur noch vermutet werden. Offensichtlich wurde die Fläche in den letzten Jahrzehnten aufgeforstet.

 

Abbildung 9: vermutliche Lage des Teerofens zwischen Vosswinkel und Schleuse (Foto WATERSTRAAT 2004)
Abbildung 9: vermutliche Lage des Teerofens zwischen Vosswinkel und Schleuse (Foto WATERSTRAAT 2004)
Abbildung 10: vermutliche Lage des alten Teerofen zwischen Vosswinkel und Groß Trebbow am Ffloßgraben (Foto: WATERSTRAAT 2004)
Abbildung 10: vermutliche Lage des alten Teerofen zwischen Vosswinkel und Groß Trebbow am Ffloßgraben (Foto: WATERSTRAAT 2004)

6. Vorschläge zum Erhalt des Kulturerbes

 

Wir sollten es als unsere Aufgabe betrachten, durch den Erhalt der Baudenkmäler, durch Schautafeln und andere öffentlich wirksame Aktionen die Erinnerung an die wirtschaftliche Aktivitäten unserer Region wach zu halten. Die Teeröfen sind, bedingt durch das über mehrere Jahrhunderte Vorherrschen der Kiefer auf den armen Sanderstandorten, ein für unser Gemeindegebiet herausragendes Beispiel. Daher verdienen sie eine besondere Aufmerksamkeit. Doch auch die Forst-, Land- und Fischwirtschaft Flösserei und Kanalschiffahrt, die verschiedenen seit dem Mittelalter am Useriner Mühle existierenden Wassermühlen und andere historische Nutzungen sollten nicht ins Vergessen geraten. Insgesamt kann durch den Erhalt typischer Baudenkmäler und das Erinnern an ehemalige Wirtschaftsformen auch die Besonderheit einzelner Ortsteile und Dörfer in unserer Gemeinde hervorgehoben werden. Zunächst sollte für jedes Dorf und jeden Ortsteil eine Konzentration auf herausragende historische Wirtschaftsformen mit wenn möglich noch vorhandenem Ortsbezug erfolgen. Die folgenden Vorschläge beziehen sich zwar nur auf die Teeröfen, lassen sich jedoch auch auf andere Objekte übertragen

1. Flächensicherung

Die Fläche des Teerofens Groß Quassow ist im Eigentum der Gemeinde Userin. Weder Verkauf noch Verpachtung (außer im Zuge der Wiederbelebung der Teerofen-Tradition) sind angezeigt.

Die Fläche des Teerofens Zwenzow ist Kreiseigentum. Die Gemeinde sollte entweder diese Fläche erwerben oder einem Verkauf durch durch den Kreis mit einem Nutzungsvorbehalt erschweren.

Die Besitzverhältnisse der Teeröfen in Vosswinkel sind nicht bekannt und müssen zunächst geklärt werden. Daraus ergeben sich weitere Handlungen im obigen sinne.

2. Sicherung der gegenwärtig noch vorhandenen baulichen und Geländestrukturen

In Groß Quassow sind keine baulichen Strukturen erhalten. Das Gelände ist gegenwärtig durch Gras und Hochstaudenfluren überwuchert und sollte freigelegt werden. Die Grundmaße des Teerofens und der Ablaufrinne sollten kenntlich gemacht werden.

In Zwenzow ist lediglich der Bereich des Abstichs des Teerofens noch mit einer Betonmauer erhalten. Zusätzlich zur Überwucherung ist das Gelände mit Schutt belastet. Die Grundmaße des Teerofens und der Ablaufrinne sollten kenntlich gemacht werden.

Für den Teerofen zwischen Vosswinkel und Schleuse ist mangels fehlender Strukturen und seiner außerörtlichen Lage lediglich eine Markierung des Standortes sinnvoll. Gleiches gilt für den zweiten Vosswinkler Teerofen am Flossgraben.

3. Information

Für alle Teeröfen sollten Informationstafeln gestaltet werden. Dabei genügen für die außerörtlichen Teeröfen bei Vosswinkel kleinere Hinweis- und Erläuterungstafeln an den benachbarten öffentlichen Wegen. In Groß Quassow und Zwenzow sollten jeweils größere Doppeltafeln aus Holz (keine Glaskästen oder Stahlträger wegen der Beziehung zu historischen Nutzung) gestaltet werden. Das Aussehen könnte sich z.B. an den Nationalparktafeln in Zwenzow orientieren. Der Bau sollte über die IPSE erfolgen, die Gestaltung würde Dr. Waterstraat übernehmen. Neben den Schautafeln sollten Bänke zum verweilen einladen.

Außerdem wäre die Herausgabe eines Faltblattes sinnvoll.

4. Rekonstruktion

Für die Teeröfen Groß Quassow und Zwenzow sollte die Möglichkeit einer späteren teilweisen oder vollständigen Rekonstruktion des Teerofens in Betracht gezogen werden.

5. Heimatverbundenheit

Angeregt wird die Etablierung eines Teerschwelerfestes in Groß Quassow Teerofen. Dazu sollte das benachbarte Gelände der Gemeinde (FlSt 42/3 hinter der Bushaltestelle) reanturiert und bereitgestellt werden.

7. Literatur

Heil, G. (2002): die Geschichte der Köhler und Teerbrenner in der Rostocker Heide. Verlag Redieck & Schade Rostock 128 S.

Karbe, W. & Gotsmann, W. (1953): Rund um den Zierker See. Schriftenreihe der Natur- und Heimatfreunde -. Heft 1.

Karbe, W. & Gotsmann, W. (1957): In das Land der Turne über Zwenzow bis zur Grünen Hütte. Schriftenreihe der Natur- und Heimatfreunde - Ortsgruppe Neustrelitz. Heft 3.

Krüger, G (1921,25,29,34): Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Freistaates Mecklenburg-Strelitz. 2 Bände in 4 Teilen, Kommissionsverlag der Brünslowschen Volksbuchhandlung Neubrandenburg.

Oestreich, E. (1996): Die Geschichte des Dorfes Groß Quassow von der Vorzeit bis 1945. In: 650 Jahre Groß Quassow Eigenverlag S. 1-24.

Scamoni. A. (1955):

Voß, R. (2002) Teersiederei in Mecklenburg-Strelitz. In: Erstling, F., Saß, F., Schulze, E. & Witzke, H. (Hrsg.): Mecklenburg-Strelitz-Beiträge zur Geschichte einer Region Band 2. S. 145-164.

 

 

Amt Neustrelitz-Land | Gemeinde Userin | Marienstraße 5 | 17235 Neustrelitz | Tel.: (0 39 81) 45 75-0 | info@userin.de

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Seen:
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